Projekt “Orange the World”

Projektbericht: „Orange the World – Stopp Gewalt gegen Frauen“ (19.11.-20.12.2024)

Im Rahmen der UN-Kampagne „Orange the World“ haben wir, fünf Schülerinnen des Gymnasiums Lemwerder, angeregt durch eine Lehrkraft unserer Schule eine Aktion gestartet, um auf das Thema Gewalt und Femizide innerhalb von Partnerschaften aufmerksam zu machen.
Unser Ziel war es, Menschen für geschlechtsspezifische Gewalt zu sensibilisieren und dafür, wie viele Frauen jedes Jahr durch die Gewalt ihres Partners oder Ex-Partners getötet werden. Mit unserer Aktion wollten wir möglichst viele Menschen zum Nachdenken bringen und zeigen, dass es Zeit ist, etwas zu verändern.

Warum haben wir das gemacht?
Als wir uns näher mit dem Thema „Femizide“ befasst haben, waren wir selbst schockiert darüber, wie viele Frauen jedes Jahr Opfer von Gewalt werden – und das oft durch Menschen, die ihnen am nächsten stehen. Viele von uns kannten das Thema vorher nur oberflächlich, aber die Zahl von 155 durch ihre Partner oder Expartner getöteten Frauen allein im Jahr 2023 hat uns die Augen geöffnet. Hinter dieser Zahl stehen Menschen mit
Familien, Träumen und Zukunftsplänen, die durch Gewalt ausgelöscht wurden. Das wollten wir nicht einfach so hinnehmen. Uns war schnell klar, dass wir darauf
aufmerksam machen wollen – nicht nur innerhalb der Schule, sondern auch in der Öffentlichkeit. Deswegen haben wir uns entschieden, beim Projekt „Orange in the
World“ mitzumachen und ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.

Zuerst sammelten wir gemeinsam erste Ideen und schrieben sie auf ein Plakat. Dabei ging es vor allem darum, wie wir möglichst viele Menschen – innerhalb und außerhalb der Schule – auf das Thema aufmerksam machen können. Innerhalb der Schule sollten aber gleichzeitig die Schülerinnen und Schüler der jüngeren Jahrgänge nicht sofort mit der ganzen Brutalität der Thematik konfrontiert werden, die Darstellung durfte nicht auf den ersten Blick völlig verstörend wirken. Zwei zentrale Vorschläge standen zur Auswahl: orange Handabdrücke auf einem großen Laken oder Handabdrücke mit Kreide an Wänden und Böden. Nach einer kurzen Diskussion waren wir uns einig, dass das Laken die bessere Wahl ist, da es langlebiger und vor allem auffälliger ist.

Wir entschieden uns, 155 Handpaare auf ein großes weißes Laken zu drucken, jedes Paar sollte symbolisch für eine der 155 getöteten Frauen stehen. Zusätzlich beschlossen wir, den Spruch „Make the world a better place“, ein Zitat der amerikanischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, darauf zu schreiben, weil wir daran glauben, dass jede und jeder dazu beitragen kann, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – eine Welt ohne Gewalt.
Darunter wollten wir den Hashtag #OrangeTheWorld ergänzen. Dieser Hashtag wird weltweit genutzt, um Aktionen gegen Gewalt an Frauen sichtbar zu machen.
Schülerinnen und Schüler unserer Schule sollten so neugierig gemacht werden und die Gelegenheit bekommen, sich weitergehend über die Thematik zu informieren.
Am Samstag, den 30.11.2024, fand unser großer Aktionstag statt. Von 10:00 bis 16:30 Uhr arbeiteten wir daran, das Laken zu gestalten.

Am Ende hängten wir das fertige Laken in der Pausenhalle auf, wo es von allen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften gesehen werden konnte.

Am Montag, dem ersten Schultag, an dem das Laken hing, kamen viele Fragen von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften. Zum Glück hatte Ineke über das Wochenende laminierte Erklärungen erstellt, die wir auf Säulen neben dem Laken aufhängten. Darauf erklärten wir, was die 155 Handabdrücke bedeuten und warum das Thema Femizide uns so wichtig ist. So konnten alle, die das Laken sahen, die Hintergründe der Aktion besser verstehen.

Uns war von vorneherein klar gewesen, dass wir mehr Menschen erreichen wollten.
Deswegen nahmen wir Kontakt zum Rathaus Lemwerder auf und bekamen tatsächlich einen Termin bei der Bürgermeisterin. Am Dienstag, den 03.12.2024, hatten wir im Rathaus ein Gespräch mit Christina Winkelmann, der Bürgermeisterin von Lemwerder.
Wir stellten ihr unser Projekt vor und erklärten, warum es uns so wichtig ist, auch außerhalb der Schule auf das Thema aufmerksam zu machen. Die Bürgermeisterin zeigte großes Interesse und unterstützte unsere Aktion: Wir bekamen die Erlaubnis, den Eingangsbereich des Rathauses Lemwerder zu gestalten.

Auch die Presse zeigte inzwischen Interesse an unserer Arbeit. Unmittelbar nach einer spontanen Anfrage unserer betreuenden Lehrerin trafen wir uns am Mittwoch, den 04.12.2024, mit Barbara Wenke, einer Journalistin vom Weser Kurier und der Norddeutschen Zeitung.
Wir berichteten ihr von unserer Aktion und erklärten, wie wir auf die Idee gekommen waren. Die Journalistin machte Fotos von uns und unserem Laken, um darüber in der Zeitung zu berichten. Schon am Freitag erschien der Artikel über unser Projekt in den Zeitungen. Damit war unser Projekt nicht nur in der Schule und wie geplant im Rathaus sichtbar, sondern erreichte auch Menschen, die davon durch die Zeitung erfuhren.

Am Montag, den 09.12.2024, trafen wir uns schließlich in der sechsten und siebten Stunde in der Schule und schnitten Hände aus orangem Papier aus. Auf die Hände schrieben wir sexistische Sprüche. um so für die Anfänge von Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren. Die Sprüche entnahmen wir dem Hashtag #womeninmalefields. Die Hände laminierten wir und schnitten sie danach noch einmal aus. Gleichzeitig gestaltete Samira ein erklärendes Plakat dazu.

Im Rathaus platzierten wir dann gemeinsam mit der Bürgermeisterin die Handabdrücke und Sprüche sowie das Plakat an den Glaswänden und -türen, um auch dort auf das Thema aufmerksam zu machen.
Es war ein besonderer Moment, da das Rathaus von vielen Menschen besucht wird und unsere Botschaft so noch mehr Menschen erreichen konnte.

Rückblickend können wir sagen, dass wir viele unserer Ziele erreicht haben.
Wir wollten Menschen zum Nachdenken bringen – und das haben wir ein Stück weit geschafft. Viele Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte blieben vor unserem Laken in der Pausenhalle stehen, lasen den Spruch und sprachen über die Bedeutung der 155 Handabdrücke.
Auch außerhalb der Schule konnten wir Aufmerksamkeit erzeugen. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir im Rathaus Lemwerder aktiv werden durften. Unsere Aktion wurde nicht nur in der Schule, sondern auch im Ortszentrum Lemwerders sichtbar. Noch bis Weihnachten durften Hände und Plakat dort hängen bleiben. Durch das Pressefoto und die Artikel in der Zeitung haben wir außerdem eine noch größere Reichweite erzielt. Menschen, die uns nicht kannten, haben von unserem Projekt erfahren und uns darauf angesprochen.

Am Ende bleibt die Hoffnung, dass unser Projekt nicht nur Aufmerksamkeit geschaffen hat, sondern auch dazu führt, dass mehr Menschen über das Thema nachdenken.
Gewalt an Frauen ist kein Tabuthema – es ist Realität. Und wenn schon ein paar Menschen durch unsere Aktion anfangen, darüber zu sprechen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Wir sind stolz darauf, Teil dieser weltweiten Aktion gewesen zu sein und einen kleinen Beitrag geleistet zu haben, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Dieses Projekt wurde gestaltet von Ineke Lütjen (10a), Samira Löscher (10a), Maja Drutschmann (10b), Kirtleen Mroke (10a) und Lotte Uhlmann (10a), betreut von der Lehrkraft Kirsten Biermann.

Projektbericht: Ineke Lütjen, 10a