Die folgende Kurzgeschichte ist im Deutsch-Förderunterricht der Klasse 9b entstanden:
Seegurken, Elefant und Dunkelheit
von Jette Kriebisch
Ich lief einen Pfad entlang und wurde immer schneller. Ich hatte das Gefühl, jemand oder etwas würde mich verfolgen. Ich drehte mich um und sah der Dunkelheit ins Auge, aber ich konnte niemanden erkennen. Auf einmal hörte ich ein lautes Stampfen, es kam immer näher. Ich suchte Schutz hinter einem Baum, denn was auch immer das Stampfen erzeugte, machte mir Angst. Ich sah nach vorn und schloss sofort meine Augen, als mich etwas blendete. Da stand irgendwas Großes vor mir und irgendwas hing dem großen Etwas im Gesicht. „Was machst du denn hier in der Nacht?“, fragte mich eine raue Stimme. Es war ein etwas älterer Mann auf einem Elefanten. „Hast du denn das Schild nicht gesehen? Dort drüben hört der Pfad auf, dann kommt nur noch ein großer See mit hochgiftigen Seegurken. Da wären Sie so reingelaufen.“ Ich sah den Mann einfach nur an. Wie soll ich denn ein Schild sehen, wenn es dunkel ist? Ich fragte, ob er mich mitnehmen kann, bis wir an ein Häuschen kommen, wo ich Hilfe rufen kann. Als ich auf den Rücken des Elefanten kletterte, wurde plötzlich alles schwarz.
Ich öffnete meine Augen und lag zu Hause in meinem Bett, eingerollt in meiner grünen Decke. Kein alter Mann, kein Elefant und kein See mit hochgiftigen Seegurken. Hatte ich also alles nur geträumt? Das Klingeln meines Telefons riss mich aus den Gedanken. Ich stand auf, lief in den Flur und nahm den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung ertönte die Stimme meines Chefs. Er erklärte mir, es gäbe einen neuen Fall, der gerade reingekommen sei. Ich arbeitete bei der Kriminalpolizei in der Abteilung für Vermisstenfälle. Mein Chef sagte, ich solle mich beeilen, sodass ich noch pünktlich komme und legte danach auf. Ich zog mich also um, stieg in mein Auto und fuhr zur Arbeit. Als ich mein Büro betrat, wurde ich direkt von meiner Arbeitskollegin empfangen und über den neuen Fall aufgeklärt. Es ging um einen kleinen Jungen, der nachts auf einem Pfad verloren ging. Vor seinem Verschwinden hatte er seinen Eltern erzählt, er fühle sich beobachtet. Daher wollten seine Eltern mit ihm eine Nachtwanderung machen, damit er seine Angst verlieren kann. Ich versuchte die Informationen meiner Kollegin zu verarbeiten, einen Anhaltspunkt zu finden und beschloss die Eltern des vermissten Jungen zu befragen. Im Verhörraum erzählten mir die Eltern, dass sie während der Nachtwanderung ein lautes Stampfen hörten und sich aus Angst hinter einem Baum versteckten, wohingegen der Sohn auf einmal nicht mehr in Reichweite war. Die Eltern guckten hinter dem Baum hervor und sahen nur noch einen alten Mann auf einem Elefanten vorbeimarschieren. Der Sohn war wie vom Erdboden verschluckt.
Nachdem die Eltern das Geschehen erzählten, fühlte ich mich seltsam, als hätte ich sowas schon einmal selbst erlebt und bekam ein komisches Gefühl. In meinen Gedanken sah ich wieder diese Dunkelheit aus meinem Traum und mir wurde klar, dass mich dieser Fall noch sehr lange begleiten wird.