Nach einem Schuljahr voller pandemiebedingter Ungewissheiten, Widrigkeiten und Frustrationen standen sie dann schließlich doch strahlend da und nahmen ihr Zeugnis über den Erweiterten Sek. I-Abschluss entgegen: 34 Zehntklässler unseres Gymnasiums haben am Dienstag dieser Woche ihre hiesige Schullaufbahn erfolgreich beendet.
Unter freiem Himmel wurden die Jugendlichen vor dem neuen Gebäudetrakt des Gymnasiums in einer feierlichen Veranstaltung verabschiedet, moderiert von Josephine Dähnhardt, 10a, und musikalisch umrahmt von Josephine Dähnhardt (Querflöte), Selina Gal (Gitarre, 10a) und den Gesangs-Beiträgen der beiden scheidenden Klassen.
Die Einspielung des eingangs zitierten Liedes von Max Raabe nahm unser Schulleiter, Arne Warnken, zum Anlass, den jungen Leuten ein paar Gedanken zum Glück und zum Glücklichsein mit auf den Weg zu geben. Denn wenn diese auch mit dem gerade erhaltenen Zeugnis in ihren Händen einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zum Abitur und zur allgemeinen Studierfähigkeit zurückgelegt hätten, so entscheide dieses Zeugnis doch nicht über ihr persönliches Glück. Denn “Glück”, so zitierte Warnken den russischen Schriftsteller Leo Tolstoi, “besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst, sondern darin, dass du immer willst, was du tust.”
Auch die Vorsitzende des Fördervereins, Gudrun Stolte, selbst Mutter einer ehemaligen Schülerin des Gymnasiums Lemwerder, meldete sich zu Wort und erinnerte in ihrer Rede die Jugendlichen daran, dass dort, wo man glücklich sei, das Zuhause sei.
Unter viel Gelächter aller Anwesenden ließen anschließend die Schülerinnen und Schüler der 10a Bild- und Videosequenzen aus 6 Jahren gemeinsamer Schulzeit Revue passieren. Dabei wurde dem Zuschauer wieder einmal klar, wie nachhaltig prägend das Schulleben jenseits von Unterrichts für die jungen Leute ist: Szenen gemeinsamer Klassenfahrten, Projekte und Kultur-Veranstaltungen machten den kurzweiligen Vortrag aus.
Dann kamen die Klassenlehrkräfte der beiden Klassen zu Wort.
Schmunzelnd fasste das Klassenlehrerteam der 10a, Kathrin Kittel und Mark Janßen, zusammen, was ihnen aus der gemeinsamen Zeit mit ihrer Klasse maßgeblich in Erinnerung bleiben wird: der Versuch, den Regenwald zu retten, die jahrelang notwendige “Ernährungsberatung” der Jugendlichen sowie die Diskussionen und Spekulationen über einen bestimmten (derzeit ehemaligen) Verein der 1. Bundesliga. Die Klassenlehrerin ermutigte abschließend die Schülerinnen und Schüler, ihre Träume und Ziele zu verfolgen und erinnerte sie daran, dass es oft gerade die Umwege sind, die zum Ziel führen.
Die 10b wurde mit persönlichen Worten von Anne Ahrens-Verbeek und Carl Elmar Bastin, dem Klassenlehrerteam der Klasse, verabschiedet. Mit Augenzwinkern beschrieb die Klassenlehrerin die Persönlichkeiten, zu denen sich die Jugendlichen im Laufe der Jahre entwickelt haben: zu “Prokrastinierern und Selbstoptimierern, zu Zweiflern und Nörglern, Schlaubergern und Drückebergern, zu Alphatieren und Partylöwen.” Auch lobte sie die radikale Offenheit ihrer Klasse, deren Schüler auf die Aufforderung, das Tafelbild abzuschreiben, durchaus mit der Gegenfrage “Meinen Sie das Gekritzel?” reagierten oder über das im Unterricht behandelte Werk “Frühlings Erwachen” von Frank Wedekind urteilten: “Das war mit Abstand das schlechteste Buch, das ich jemals gelesen habe.”
Natürlich ergriffen auch die Schülerinnen und Schüler selbst das Wort: Für die 10a hielt Emir Özdemir eine sehr einfühlsame Rede über sein damaliges von Unsicherheit geprägtes erstes Ankommen am Gymnasium Lemwerder und die guten Freundschaften, die er hier schnell gefunden habe und die sein weiteres Leben nachhaltig bereichern werden.
Rieke Kückens, begleitet von Jannis Nikolopoulos, beide 10b, begegnete der oft unausgesprochenen, aber durchaus präsenten Erwartungshaltung, sich immer und jederzeit auf neue Menschen einlassen zu “müssen”, mit der ostinato-haft vorgetragenenen Aussage, dass sie keine Lust habe, neue Leute kennen zu lernen. Hieran schlossen sich nachdenklich stimmende Überlegungen an: Müsse man zum Beispiel nicht erst einmal die “alten” Menschen “zu Ende kennenlernen”?
Endlich wurden die Zeugnisse feierlich überreicht. Danach hatten die Lehrkräfte noch eine kleine Überraschung für die Jugendlichen und sangen für sie den Beatles-Song “Here comes the sun”.
Die Veranstaltung endete emotional mit viel Lachen und auch ein paar Tränen – und dem Austausch kleinerer Aufmerksamkeiten.
“Wie schön”, so Anne Ahrens-Verbeek zum Schluss ihrer Rede an die scheidenden Zehntklässler, “dass euer Abschied vom Gymnasium Lemwerder mit dem Ende von einigen coronabedingten Beschränkungen zusammenfällt. Ihr könnt euch also hinaus ins Leben schwingen, Räume ergreifen und eure Stimmen klingen lassen. Wir wünschen euch ‘bunte Zeiten. Brecht auf, lasst die Leinen los und lebt hoch’ (Zitat frei nach Mark Foster).”